
Vorwort von Prälat em. O. Univ.-Prof. DDr. Rudolf Weiler zur Waldethik Hangartners
Worwort
Der Autor der "Waldethik" hat beim Verfasser dieses Vorworts, Univ. Prof. Prälat DDr. Rudolf Weiler, emeritierter Ordinarius für Ethik und Sozialwissenschaften an der Kath.‑Theol. Fakultät der Universität Wien, neben seiner jahrelangen Forschungstätigkeit ein spezielles Seminar besucht. Hangartner schenkte dabei während seiner Studienarbeit Lehren und Tradition des klassischen Naturrechts und dessen dynamischer Fortentwicklung im Sinne der letzten Päpste, insbes. jetzt Johannes Paul II., im Geiste des grossen Werkes meines Vorgängers am Wiener Lehrstuhl, des heiligmässigen Priesters und Wissenschafters Johannes Messner, gebührende Aufmerksamkeit. Damit liegt seine Arbeit ganz im Sinne einer modernen naturrechtlichen und dynamischen ökologischen sozialethischen Studie. Seine volle Beachtung galt dem traditionellen christlichen sittlichen Naturgesetz. Er tritt jedoch ebenso zeitgenössischen Forderungen völliger Autonomie der menschlichen Person in der sittlichen Entscheidung entgegen, auf rein utilitaristische Güterabwägung setzende Moral zum Vorteil individualistischer subjektiver Vorteilsregeln des Menschen in der zunehmend säkularisierten, sittliche Wertfreiheit proklamierenden Konsumgesellschaft heute.Hangartners Studie erhebt zu recht den Anspruch einer sozialethischen Arbeit. Sie verweist gleichzeitig auf das - ebenso ethisch und theologisch verstandene - Prinzip des Abgeordnet-Seins des Menschen gegenüber der irdischen Wirklichkeit. Dies erlaubt die Sicht auf den Schöpfungsgedanken, damit auf den Ursprung des Seins in einer „natürlichen Metaphysik" des menschlichen Geistes (Henri Bergson), daher ebenso auf den religiösen Gedanken im Menschenleben.Der Wald auf dieser Erde ist, in der Schöpfung Gottes schon mit menschlichem Auge betrachtet und noch viel mehr im Blick der biblischen göttlichen Offenbarung, Zeuge von Gottes Wirken in der Welt, von Artenvielfalt und Bestimmung der Schöpfung in der menschlichen Geschichte. In der Heils- und Erlösungsgeschichte steht er dann in besonderer Verbindung zum Schicksal des individuellen und kollektiven Lebens der Menschen und ist damit auch Zeichen und Mahnung der sittlichen Verantwortung jedes Menschen und aller Menschen gegenüber Wald und Baum als Geschöpf und Zeichen Gottes für Zeit und Ewigkeit.
Von seiner Abstammung aus einer Handwerker-, Obst- und Waldbauernfamilie hat Hangartner zum Wald eine besondere forstwirtliche Beziehung mitgebracht. Von seiner persönlichen priesterlichen Berufung als Theologe versteht er sich weiter als Diener und Hüter der göttlichen Geheimnisse in der Verkündigung wie hier durch sein literarisches Wort. Hinter dieser Studie merkt der Leser sehr unmittelbar, dass es ihm mit der "Waldethik" letztlich um Verkündigung zur Ehre des göttlichen Schöpfers und des Erlösers geht!
Wald und Baum, Zeichen des Schöpfers und Erlösers, sind auch Zeichen gelungenen Menschenlebens im Umgang mit diesem irdischen Gut im gelingenden Dienste des Menschen und der Menschheit insgesamt nach den Gesichtspunkten der Ökologie. Diese richten sich zunächst unmittelbar auf ökologische Richtigkeit und ebenso auf sittlich Gutes im Verhalten des Menschen nach und in der ethischen Ordnung. Die Orientierung an dieser Ordnung verlangt die persönliche Gewissensentscheidung nach einer letztlich universell gültig verstandenen Norm als Gewissensgesetz. Dafür stehen als Wissenschaften besonders Ethik und Sozialethik als die Lehren von der Differenz zwischen gut und böse im einzelmenschlichen und gesellschaftlichen Leben und dessen Kultur.
"Waldethik" ist nicht als Hilfswissenschaft verstanden mit dem Kriterium ökologischer Richtigkeit mit Betonung auf dem Wald in seiner biologischen Eigenart. Es tritt ja der Mensch dem Wald als Mitbetroffener gegenüber. Er schliesst ihn in seine Umwelt ein! Damit ist er als Mensch zum sittlichen Umgang mit dem Wald im ganzen Verlauf seiner geschichtlichen Wirklichkeit herausgefordert, zum persönlichen und sozialen Umgang namens der ganzen Menschheit. Erst zuletzt in der Geschichte tritt dabei die Menschheit als geschlossener, politisch global wirksamer Akteur im Weltverband, z.B. der UNO, dem Wald gegenüber hervor. Der Mensch und gesellschaftliche Gruppen im Verlauf der Kulturgeschichte, ganze Völkerschaften, einzelne Fürsten oder auch Unternehmer an ihrer Spitze sind schon früher oft mit guter oder schlechter Einwirkung zum Wald hervorgetreten.
Nicht der Wald selbst hat Ethos erwiesen. Er hat Bios gezeigt, seine Lebenskraft entwickelt, seine biologische Eigenart und Natürlichkeit. Ethik aber ist die Wissenschaft vom Guten in der Differenz zum Bösen und bezieht diese Differenz auf menschliches Verhalten dem Wald und seiner Natur gegenüber. Hier steht dann die Frage, wer ist dieser Mensch, wie verhält er sich, ob gut oder böse zum Wald und seiner Wirklichkeit? Er muss zunächst die Wirklichkeit des Waldes selbst zu erkennen suchen, um sein Handeln mit dessen Folgen für den Wald sittlich verantworten zu können. Dann aber, nach der Bemühung um richtiges Wissen steht sein Handeln in Wahrnehmung seiner demgemässen Verantwortung auf dem Prüfstand seines Gewissens. Im Urteil seines Gewissens stellen sich die entscheidenden ethischen oder moralischen Fragen der Erlaubtheit seines ökologisch richtigen Verhaltens nach gut und böse.
Menschlich sittliches Verhalten, das "dem Wald gemäss" ist, bezieht seine Beurteilung zunächst aus forstwirtschaftlicher Kenntnis. Wissen um die Natur des Waldes ist Voraussetzung und Verpflichtung als Richtigkeit für ethisch gutes Verhalten, das vom Gewissen dann anzuwenden ist nach dem sittlichen Kriterium, das aus der Natur des Menschen kommt. In so ferne ist jeder Mensch und ebenso jedes menschliche Kollektiv nicht nur als Abgeordneter seines Eigennutzens und seiner utilitaristischen Abwägung in und mit seiner Umwelt tätig.
Es gibt gegenwärtig viele ethische Ansätze oder Theorien, um menschliches Verhalten zu prüfen und zuzulassen, die ebenso kollektiv objektiviert wie subjektiv individuell begründet werden können. Diesen fehlt der Gedanke der Objektivität in Wahrheit und zugleich der universellen Gültigkeit der Norm für den Menschen. Ursache ist der Verzicht auf die innere Einsicht in die Kraft der menschlich logischen und sittlichen Vernunft und damit auf Wahrheit. Erinnert sei an die päpstlichen Enzykliken der letzten Jahre: Veritatis splendor und Fides et ratio. Viele ethische Richtungen und Strömungen der Gegenwart suchen nur vorläufige Orientierungen unter Verzicht auf endgültige sittliche Wahrheitssuche oder unter Ausschau nur nach brauchbaren Hypothesen, beschränkt rein auf Empirie, offen für trial and error. Sie beschränken sich dabei oft auf ethischen Skeptizismus, den sie mit anthropologischen Zweifeln an der Lebenswirklichkeit des Menschen als Kulturwesen mit Geist, Seele und Leib verbinden.
Wie in einer solchen kulturgeschichtlich tiefgehenden krisenhaften Situation oder Menschheit blosser Diskurs der Wissenschaften über Sachfragen ohne Suche nach Wahrheit, selbst unter Ausschluss eines geisteswissenschaftlichen ethischen Fundaments, in der Anthropologie über ökologische und andere Sachfragen in Überlebens- und Entscheidungsfragen des Menschseins gelingen kann, ist das Problem!
Der Schreiber dieses Vorwortes hält an einem naturrechtlichen Fundament zur und um die Gewinnung des Sittengesetzes aus der menschlichen Vernunft im Verständnis der klassischen und christlichen Naturrechtlehre gegen die Zeitirrtümer über den Menschen und die Schöpfung fest. Er betont es hier gerne, im Sinne der "Waldethik" auch mit Hangartner. Er verweist besonders an die Erfahrung des Menschen und der Gesellschaft im Umgang mit der natürlichen und kulturellen Umwelt in ihrer Wirklichkeit. Gibt es nicht die Erfahrung der Gegenwart im Bewusstsein des Menschen heute immer neu durch Verstand und Gewissen über Wirklichkeit und Gesetzmässigkeit seines richtigen und sittlichen Umgangs mit dem natürlichen Gut des Waldes?
Hier ist der Punkt besonders zu erkennen, warum im Werk Hangartners das Prinzip des "Abgeordnet-Seins" des Menschen so klar herausgestellt wird. Die "Waldethik" ist zuerst Ethik und dann Naturwissenschaft vom Forst. Dem Logos der Richtigkeit im Menschenleben entspricht in der Wirklichkeit dieses Lebens Ethos und Nomos der Sittlichkeit. Das ergibt sich aus dem Menschsein und fordert Antworten auf die Fragen, wer bin ich, wohin gehen ich, letztlich auf Sinnfragen jedes Menschenlebens! Die Antwort steht nicht im Wald, sie findet sich im Menschen, in seinem Leben gemäss Sein und Bewusstsein, Darauf antworten Ethik und Sozialethik, die als Wissenschaften von Seinsgründen, von der Wirklichkeit ausgehen und nicht nur von empirischen Erscheinungen und von zugrunde gelegten Hypothesen.
Waldethik soll nicht – wie heute öfter im Vergleich betrachtet die Bio-ethik etwa – vom Bios der "Bäume" her, sondern im sittlichen Urteil erschlossen werden, von dem aus der Vernunft des Menschen gewonnenen Kriterium der Sittlichkeit für gut und böse abgeleitet werden . (Vgl. Rudolf Weiler, Prinzipienethik und Bindestrichethiken, in: Egon Kapellari, Herbert Schambeck (Hg.), Diplomatie im Dienste der Seelsorge. Graz 2002, 400-408). Die forstwirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über den Wald sind aber wie die in der Wirklichkeit der menschlichen Kultur gewonnenen Erfahrungen Ausgangspunkt für die immer bessere Kenntnis des Menschen in Bezug auf die Natur des Waldes, die gemäss der "Natur der Sache" in die sachrichtige und menschenwürdige und daher nachhaltige Nutzung des Waldes durch den Menschen eingehen müsse.Dies ergibt des Näheren die Grundzüge der ökologischen traditionellen Sozialethik, mit dem Begriff von Ökologie, der von der Haushaltung des Menschen auf dieser Erde kommt. Damit ergibt sich die Frage nach dem rechten Mass und nach den folglichen Tugenden, also von Tugenden für den und vom Menschen in seinem Sein her gesehen. Darauf antwortet das allgemeine Kriterium der Sittlichkeit in der Tradition der klassischen Ethik, für die der Erneuerer der Naturrechtsethik im 20. Jahrhundert, der eingangs genannte Wiener katholische Ethiker und Sozialwissenschafter Johannes Messner den Begriff von den "existentiellen Zwecken" des Menschen als Kriterium der Sittlichkeit heraus gearbeitet hat. Auf ihn kann sich auch der Verfasser dieser "Waldethik" mit gutem Grund unter Einbeziehung der ökologischen Richtigkeit berufen. Den von Hangartner in seinem Werk ebenso beispielhaft herangezogenen sogenannten "autonomen" Moraltheologen und Ethikern hält er jedoch sehr klar entgegen, dass allein mit ökologischen Vorzugsregelungen nicht das Auslangen bei ethischen Umweltentscheidungen gefunden werden kann.
Der Rückzug auf theologische Argumentation unter Verzicht auf Ethik dafür ist in säkularisierten Gesellschaften kein Ersatz für den aufrichtigen Dialog der Wissenschaften. In diesen Dialog ist freilich die Theologie ebenso wie die Ethik und Philosophie einzubeziehen, anders als im engen Verständnis eines wissenschaftlichen Diskurses unter den Ansprüchen des Verzichtes auf Wahrheit im Gefolge eines empiristischen Szientismus.
Nur aus der Natur des Menschen ist im Streben nach Wahrheit - also aus dem Naturrecht, vom Menschen her gesehen, letztlich auch vom Schöpfer - von Gott her, die Orientierung für die Kultur des Menschen - hier im Umgang mit dem Wald als Umwelt - zu finden. Das gilt insbesondere für die Ausweitung der Ethik in der Sozialethik und ihrer Prinzipien im Ausgang vom Gemeinwohlprinzip. Denn utilitaristische Güterabwägung und Biozentrismus allein verstellen den Blick des menschlichen Gewissens für die Suche nach einem letzten Kriterium für Umweltfragen. Die naturrechtliche Lösung unter Berufung auf die sittliche Vernunft und die universelle Gewissensnorm bildet die Grenzziehung für verantwortliche ökologische Forschung und Technologie, angesichts der Abschätzung letztlich auch der Risiken und Gefahren im Umgang mit der Umwelt ganz allgemein. Besonders im Umgang mit dem Wald ist die Politik von ihrem Gemeinwohlzweck her dann gefordert, den Lebensraum des Waldes für die menschliche Kultur vor ideellen Experimenten wie ethischen utilitaristischen Strömungen ebenso zu schützen wie vor technologischen Unbekümmertheiten.
Hangartners "Waldethik" bietet daher grundsätzlich wie ebenso im Besonderen bei politischer Anwendung der vorgelegten Prinzipien wertvolle Hilfen. Es soll darum dem Leser mit dieser Empfehlung einleitend noch des Näheren eine kurze Übersicht über Aufbau und Verlauf dieses Werkes geboten werden.
Eingangs befasst sich Hangartner mit dem Thema "Der Mensch und die Schöpfung Wald". Dabei geht es vor allem um die biologische Geschichte des Waldes selbst. Darauf wird der Wald in die Geschichte des Menschen hineingestellt. So wird die Evolution des Waldes mit der Entwicklung des Lebensraumes des Menschen in Beziehung gesetzt. Es folgt die Darstellung des Waldes als Kulturraum in Verbindung mit der Geschichte des Waldes vom frühen Mittelalter bis in die Industriegesellschaft hinauf. In seiner Artenvielfalt unterliegt der Wald bereits der menschlichen Beeinflussung, besonders durch die ökonomische Nutzung des Forstes, mit vor allem für die Umwelt negativen Folgen. Es folgen Themen der Forstwirtschaft in bezug auf die Soziale Frage. Besonders wird die sozialwirtschaftliche Eigentumsproblematik unter den Gesichtspunkt "Forst als Wert" behandelt.
Das zweite Kapitel kommt nun zum entscheidenden Grundthema "Der Schöpfer und die Schöpfung Wald". Unter der Überschrift "Kultur" tritt der Mensch in seiner Verantwortung gegenüber dem Wald ins Auge. Dabei kommen Fragen zur Sprache, die über die Grenzen menschlicher forstwirtschaftlicher Erfahrung hinausgehen, dennoch aber den Wald in Beziehung zur Lebensform des Menschen im Laufe der Entwicklung des Waldes setzen. In so ferne trifft der Untertitel "Kulturgeschichtliche Aspekte um den Wald" zu.
Der Mensch aber erkennt den Wert des Waldes nicht nur wirtschaftlich, es gehört ebenso mit der kulturellen Sicht die religiöse dazu. So setzt der Verfasser das Kapitel mit den Unterpunkten "Gott und seine Schöpfung" und "Der Mensch und seine Schöpfung" zurecht fort. Dies gibt ihm Anlass, die religiöse Sicht des Waldes aus der besonderen Stellung des Menschen und seiner Verantwortung für das Gute auch aus der Sicht der anderen Religionen der Menschheit zu verfolgen. Der Abschnitt "Der Wald im Christentum und in der Kirche" bietet dem Verfasser Gelegenheit zu einer speziellen Zusammenstellung aller Bibelstellen im Alten und Neuen Testament zum Thema Wald, die in dieser Form und Dichte bisher so noch nicht in der Literatur vorgekommen sein dürfte. Die angefügten kirchlichen Aussagen und Dokumente zu Wald und Umwelt stellen hinwieder eine wertvolle Sammlung einschlägiger Texte dar.
Die folgenden Überlegungen zum Gewissen als Mitwissen mit der Schöpfung zeigen sehr treffend die Bedeutung von Gewissensbildung und ständiger Weiterbildung desselben in der Menschheit durch Bezug des Menschen auf Gott, den Schöpfer auch des Waldes. Konkreten Handlungsmaximen für eine ökosoziale Marktwirtschaft fasst der Verfasser dann auf den Seiten 347-356 zusammen.
Die Überlegungen Hangartners zur Humanökologie sind besonders zum Unterschied zu heute auch in theologischen Kreisen (in Wien, a.o. Univ. Prof. Dr. Marschütz) angestellten soziologistischen Überlegungen zu sehen. Sie beziehen sich auf ein Zitat dieses Begriffes aus der Enzyklika Centesimus annus (vgl. Seite 307) und führen nach Hangartner zum richtigen Verständnis der Sprache Papst Johannes Pauls II. in dieser Enzyklika, auch mit Hinweis auf weitere Papstzitate. Damit ist zu sehen, wie dieser zunächst soziologischen Sprechweise die natürliche menschliche Umwelt unter dem Schöpfungsgedanken zugrunde liegt. Sachliche Richtigkeit und Wahrheit sind in der Ethik mit der Ebene des Glaubens vom Papst in Verbindung gesetzt. So schlägt der Papst mit dem Terminus technicus der Ökosoziologie "gleichsam eine Brücke zwischen den beiden 'Umwelten', die beide dem Menschen von Gott selbst geschenkt sind" (Seite 307). Damit ist die wirtschaftliche Nutzung des Waldes nicht zu trennen von der Schöpfungsverantwortung des Menschen. Humanökologie berechtigt nicht zu einer Umweltethik ohne Rücksicht auf die prinzipielle Sicht der Nutzung des Waldes gemäss der Sozialethik, damit eben auch gemäss der Natur der Sache im Bezug auf den Menschen und der ihm gebotenen Sittlichkeit.
Schliesslich wird der Versuch unternommen, aus dem "Abgeordnet-Sein" des Menschen ethische Schlussfolgerungen zu ziehen, wobei das "Abgeordnet-Sein" für die Forstwirtschaft nun zum ethischen Prinzip erhoben wird. Der Mensch ist Abgeordneter der Natur und damit Hüter der Welt und insbesondere auch des Waldes. Hangartner geht ausführlich dem Begriff "Mandat" innerhalb der schöpfungs- und berufstheologischen Texte nach. Sein Sinn gilt der Vollmacht oder dem Auftrag der Verwaltung. Damit stellt Hangartner die Prinzipien der Soziallehre der Kirche in der üblichen sozialethischen Fassung der katholischen Soziallehre dar, darunter dabei besonders das Gemeinwohlprinzip und das Subsidiaritätsprinzip.
Er hebt danach für die Umweltethik die Beachtung des Prinzips des "Abgeordnet-Seins" hervor, dass nämlich der Mensch "nicht nur ein Recht auf Grundnotwendigkeiten hat, sondern auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass nebst dem Menschen auch der aussermenschlichen Natur die Grundnotwendigkeiten nicht abgehen, zumal diese sonst letztlich dadurch auch dem Menschen wiederum fehlen würden" (Seite 397). Dies bietet ihm Gelegenheit, klassische Ziele der katholischen Soziallehre im Sinne der Gerechtigkeit und letztlich der sozialen Liebe in Verbindung mit der Erhaltung und Pflege des Waldes umweltethisch ins Licht zu setzen.
Die wirklich sehr gut leserliche Arbeit ist angereichert mit Tabellen, Skizzen und Bildern. Ein ausführliches Verzeichnis von Zeitschriften und Artikeln über Primär- und Sekundärliteratur ist vorhanden. Abschliessend findet sich eine Übersicht von "Waldstellen" in der Bibel mit dem jeweils genauen Abschnitt im Wortlaut. Unter besonderem Hinweis auf die gelungene Klärung der Bedeutung des Begriffes "Sozialökologie" bei Papst Johannes Paul II. und die Herausarbeitung des Ansatzes der Umweltethik für die Forstwirtschaft beim Ökosozialen Prinzip als Mandat des Menschen für die Umwelt im Sinne der traditionellen christlichen Sozialethik und der katholischen Soziallehre ist hier ein für umfassende ökologische Bildung grundlegendes Werk entstanden, das allseits und besonders auch aus pastoraler Sicht zur Beachtung empfohlen wird.
Wien, 22. Oktober 2002; em. o. Univ.-Prof. Prälat DDr. Rudolf Weiler.